Alte Rebsorten in Südbayern

Die Informationen zu alten Rebsorten stammen von Theodor Häußler, Pentling (Förderverein BaierWeinMusuem).

Der Förderverein BaierWeinMusuem Bach a.d. Donau hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Rebsorten aus der Region zu sammeln. Zeugnisse des kulturhistorischen Erbes zu bewahren ist in der Tat eine interessante Aufgabe. An der Donau bei Regensburg wurden aus früheren Weinbauzeiten stammende alte Sorten entdeckt und bestimmt. Meist sind diese im Mittelalter großflächig verbreiteten Sorten heute bedeutungslos und nur noch in staatlichen Rebsortimenten zu finden. Einige alte Rebsorten, wie z.B. der Weiße Heunisch, leben allerdings in manchen berühmt gewordenen Nachkommen weiter.

Vorab sei angemerkt, dass zur Kennzeichnung des Weins die Rebsorte bis ins späte Mittelalter nicht im Vordergrund stand. Es gab weißen und roten Wein, guten, weniger guten und geringen Wein und ansonsten waren Herkunftsbezeichnungen üblich: der einheimische Baierwein, der Osterwein aus Österreich, Welschwein aus Südtirol und dem Trentin, Seewein vom Bodensee, Heilbronner oder Oberländer Wein aus Württemberg, Frankenwein oder Elsässer.

Mit der Einführung des Schwefels zur Weinstabilisierung –  etwa ab 1500 – gelang es, die jeweils typischen Sortenaromen über längere Zeit zu erhalten. Erst damit war es sinnvoll, die Rebsorte zur näheren Kennzeichnung heranzuziehen.

Die folgenden fünf Sorten wurden im Schauweingarten im Hofgarten gepflanzt:

Weißer Heunisch

Im Stadtteil Oberwinzer in Regensburg wurde ein ca. 400 Jahre alter Heunisch-Stock gefunden. Der Weiße Heunisch ist eine der ältesten Traubensorten der nachrömischen Zeit und war in früheren Zeiten in den nördlichen Weinbaugebieten Europas eine der am weitesten verbreiteten Sorten (Deutschland, Elsass, Niederösterreich, Steiermark, Südtirol, Kroatien). Man geht heute davon aus, dass der Weiße Heunisch aus dem Osten nach Mitteeuropa eingewandert ist. Die anspruchslose Sorte fand aufgrund ihrer hohen Ertragsleistung rasche Verbreitung obwohl aus ihm eher dünne Weine mit mäßiger Qualität produziert werden konnten. Erstmals genannt wird die Sorte im 11. Jahrhundert als „hunisce druben“ in einem Verzeichnis des Klosters Lorsch im hessischen Landkreis Bergstraße.

Typisch ist bei Heunisch nicht nur die im Laufe der Zeit durch Mutation entstandene Vielfalt (Varianten z.B. von weiß bis rot, auch rot gestreift, unterschiedliche, Beerengröße und -form, Behaarung der Blätter). Kennzeichnend sind auch die vielen Synonyme wie Hunsch, Hintsch, Grobheunisch, Hentschler, Hunnentraube, Gwäss (Schweiz) oder Gouais blanc (Frankreich); ja sogar „Bettschisser“, was wohl auf im Übermaß genossene, großbeerige Trauben und die dadurch verursachten Verdauungsstörungen schließen läßt.

Erstaunlich ist, dass trotz der schwachen Weinqualität des Weißen Heunisch unter Kreuzungen mit örtlichen Wildreben oder mit Traminer so qualitativ hochwertige Rebsorten wie Chardonnay und Weißer Riesling zu finden sind.

Weißer Elbling

Der Weiße Elbling, auch Alben, Albich, Kleinberger, Großriesler oder Klemplich genannt, zählt zu den ältesten Rebsorten Deutschlands. Lange Zeit ging man davon aus, dass die sprachliche Nähe von „Alben“ und „Elben“ auf die römische Sorte „Albuelis“ hinweist. Der genetische Fingerabdruck weist die Sorte jedoch als Produkt natürlicher Kreuzungen von Weißem Heunisch mit der Wildrebe Vitis sylvestris und Traminer aus.

Der Weiße Elbling gilt als anspruchslose, reichtragende Sorte mit mittlerer Reife. Er liefert in der Hauptsache nur leichte, fruchtig neutrale Tischweine. Neben dem Weißen Heunisch (meist im gemischten Satz) war er in Deutschland wie auch in der Schweiz und im Elsass weit verbreitet. Auch in Altbayern war er über Jahrhunderte die Hauptsorte, was ihm die Regionalbezeichnung „Hierländer“ eintrug. Mit der Klimaverschlechterung Ende des 16. Jahrhunderts kam der Weiße Elbling in Altbaiern nicht zurecht, lieferte nur noch ungenügende Qualitäten, was schließlich zum Niedergang des Weinbaus in Altbayern führte. Aufgrund seines Säurereichtums hat er viel zum „guten Ruf“ des Baierweins als „Dreimännerwein“ beigetragen. Auf den im Raum Regensburg um 1950 noch verbliebenen winzigen Restflächen wurde der „Hierländer“ von der frühreiferen Sorte Müller-Thurgau verdrängt. Lediglich in Kruckenberg ist noch eine kleine Rebfläche mit Weißem Elbling bestockt. In Weinbaugebieten in Westen Deutschlands wird er noch in größerem Umfang (z.B. an der Mosel) angebaut.

Weißer Honigler

Diese alte Rebsorte war vor allem auf dem nördlichen Balkan, in Ungarn und Österreich verbreitet, wo sie auch heute noch gelegentlich zu finden ist. Die Wanderung am Handelsweg donauaufwärts in den altbairischen Raum ist gut nachvollziehbar. Früher war sie auch in Mitteleuropa anzutreffen. In Deutschland ist sie heute nicht mehr im Anbau. Synonyme sind Goldtraube und Silberweiß, in Österreich Honigtraube, in Ungarn Mézes fehér oder Zandler.

Die Sorte ist stark wachsend und fruchtbar, die Blätter sind tief fünflappig, die Trauben groß und locker, oft braungefleckt, dünnschalig mit großer Fäulnisneigung und hohen Mostgewichten. Die Weine sind eher einfach. Der Anbau erfolgte meist im gemischten Satz.

Blauer Kölner

Diese sehr alte Rebsorte stammt wahrscheinlich aus Slowenien. Deshalb ist sie auch mehr unter dem Namen Žametovka oder Žametna Crnina (Schwarzsamt) bekannt. Weitere Synonyme sind Schlehenblaue (Ungarn), Bettlertraube, Blauer Hainer, Blauer Luttenberger, Blauer Michler, Bleu de Cologne, Grobschwarze, Großblaue und Großkölner. Eine Verwandtschaft mit dem Trollinger wird vermutet.

Es ist naheliegend, dass die Sorte, wie auch der Weiße Honigler, die Donau herauf nach Altbaiern gelangte. Ansonsten ist sie in Deutschland heute eher unbekannt.

Die Sorte treibt früh aus, ist also frostgefährdet, reift aber sehr spät, weswegen sich die Mostgewichte meist nur im mittleren Bereich bewegen. Auch bei guter Ausreife sind die Moste sehr säurebetont, sodass sortenreine Weine selten in den Handel kommen. In der slowenischen Region Dolenjska ist sie die vorherrschende Sorte. Die dortige Weinspezialität Cviek besteht zumindestens zu 50 Prozent aus dieser Sorte. Früher war sie auch in der Südsteiermark verbreitet, spielt dort jedoch keine Rolle mehr. In Slowenien wird die Sorte gerne als Spalier- oder Pergolatraube gezogen und wegen ihrer großen, geschulterten Trauben auf Wochenmärkten auch als Tafeltraube angeboten.

Hervorzuheben ist, dass der angeblich älteste Weinstock der Welt, ein 400 Jahre alter Hausstock in Maribor/Slowenien am Ufer der Drau, dieser Sorte angehört. Er ist dort auch mit der deutschen Bezeichnung „Blauer Kölner“ gekennzeichnet. In dem „Haus der alten Rebe“ ist ein kleines Weinmuseum eingerichtet. Der Ertrag dieses Weinstocks wird alljährlich gekeltert und auf etwa 100 künstlerisch gestaltete Viertelliterflaschen gezogen, fürwahr eine echte Rarität.

Roter Traminer/Gewürztraminer

Trotz der Bezeichnung Roter Traminer zählt die Sorte mit ihren rötlichgrauen bis braunroten Beeren zu den Weißweinsorten. Sie istwohl nahe mit den mitteleuropäischen Wildreben Vitis vinivera (subsp. Sylvestris) sowie mit dem Stammvater der Burgundersorten, dem Blauen Spätburgunder, verwandt. Dieser wurde wahrscheinlich schon zur Zeit der Römer kultiviert.

Im Mittelalter kam der Traminer nach Südtirol, wurde von dort weiter verbreitet und erhielt nach dem Ort Tramin im Etschtal, in der Nähe des Kalterer Sees, seinen heutigen Namen. Synonyme sind Clevner, Christkindlestraube, Dreipfennigholz, Fleischroth, Kleinwiener, Kleinrot, Rotedel oder Roter Nürnberger.

Die Ansprüche des Traminers an Boden und Lage sind hoch, die Reife ist mittel bei hohem Zuckergehalt, der Ertrag niedrig. Die Weine sind geprägt von Rosenduft und Würze. Edelsüß passt er als Aperitif, zu Käse oder zum Dessert

Zusammen mit der Qualitätssorte Riesling und den reichtragenden Sorten Heunisch, Elbling, Gutedel oder Silvaner bildete der Traminer den klassischen gemischten Satz. Als Spezialsorte für qualitativ hochwertige Bukettweine stellt der Traminer heute nur noch knapp ein Prozent der deutschen Rebfläche (ca. 880 ha). Größere Anbauflächen finden sich im Elsass und in den USA. In Rhodt in der Pfalz hat sich ein ca. 400 Jahre alter, fast sortenreiner Traminerweinberg erhalten, ein Weinkulturdenkmal ersten Ranges.

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