Schau-Weingarten am Hofberg geplant – Artikel Landshuter Zeitung vom 09.10.2014

Oberbürgermeister Rampf begrüßt das Projekt der Weinzierlbruderschaft „ausdrücklich“
Von Sandra Löw

So wie heute Mais- und Rapsfelder das Landschaftsbild um Landshut herum prägen, waren es im Mittelalter Weingärten, die sich an den Hügeln entlang des Isartales aneinanderreihten. Einer der ältesten Landshuter Vereine, die Weinzierlbruderschaft Achdorf-Berg, möchte an diese Tradition anknüpfen und einen Schau-Weingarten anlegen. Das Konzept hatte der Vorsitzende der Weinzierlbruderschaft, Norbert KriegerLZ Bild1 091114, schon länger in der Schublade, was bisher fehlte, ist ein geeigneter Standort. Die Sonneneinstrahlung und die Bodenbeschaffenheit sind nur zwei von vielen Faktoren, die die Vereinsmitglieder versuchten, bei der Auswahl zu berücksichtigen. „Einerseits soll der Ort so zentral sein, dass ihn viele Bürger leicht erreichen können, andererseits wäre es auch toll, wenn dort früher auch Wein angebaut wurde“, nennt Norbert Krieger zwei weitere Kriterien. Nun hat der Vorsitzende auch Oberbürgermeister Hans Rampf seinen Wunsch-Standort schmackhaft machen können, der beide Kriterien auf sich vereint. Einen Ballwurf vom Spielplatz am Hofberg entfernt, gibt es eine große Rasenfläche, die eine Steinskulptur ziert. „Hier sind viele Spaziergänger unterwegs, das Gelände ist recht eben und rund um die Burg gab es früher auch schon Weingärten“, zählt der Vorsitzende drei Vorzüge auf. „Ich begrüße das Projekt ausdrücklich“, sagt Hans Rampf. „Zumal dieser Schauweinberg auch wieder ein wichtiges Fenster in die Historie darstellt, Die Landshuter Tradition des  Weinbaus ist im Bewusstsein der Bevölkerung schließlich kaum noch verankert.“ Die Vereinsmitglieder hoffen nun, dass die Stadt nicht nur das Grundstück günstig zur Verfügung stellt, sondern sich auch an den Kosten für die Umzäunung und das Baumaterial beteiligt. Eine Alternative wäre, dass von privater Seite Spenden fließen. Das Konzept für den Schau-Weingarten bietet eine bunte Mischung an Sorten, die sowohl für Hobbywinzer als auch für Gartenfreunde interessant sein dürfte. Neben alten Reben, wie Elbling oder Blauer Köller, würden die Mitglieder auch moderne Sorten wie Müller Thurgau oder Spätburgunder kultivieren. Außerdem sollen die süßen Muskattrauben angebaut werden. Auch mehltauresistente Sorten sollen vorgestellt werden. Workshops zum richtigen Schneiden und Entlauben, die der Verein im vergangenen Jahr zum ersten Mal angeboten hat, sollen ausgebaut werden. „Die große Nachfrage hat gezeigt, dass das Interesse da ist“, stellt Norbert Krieger fest. Nicht zuletzt spielt für den Vorsitzenden der pädagogische Nutzen eine wichtige Rolle. So könnten zum Beispiel Schulklassen Patenschaften erwerben und das Thema im Unterricht aufbereiten. „Schließlich erfahren die Kinder so auch, dass ihre Heimat schon in der Römerzeit und im Mittelalter einmal ein bedeutendes Weinanbaugebiet war und völlig anders ausgesehen hat“, betont der vierfache Vater.Ein genaues Gründungsdatum der Weinzierlbruderschaft existiert nicht. Aber eine kleine Gruppe an Mitgliedern versucht seit einigen Jahren, die Geschichte anhand von Dokumenten genauer zu erforschen. Fest steht, dass sich Weinbauern – auch Weinzierln genannt – aus den Stadtteilen Berg, Achdorf, Hagrain und den Dörfern Eugenbach, Altdorf und Tondorf vor rund 500 Jahren zu dieser Vereinigung zusammengeschlossen haben, um sich im Krankheits- oder Todesfall gegenseitig zu unterstützen. „Das war quasi so etwas wie heute eine Nachbarschaftshilfe“, erklärt Norbert Krieger. Schließlich sei die Abhängigkeit von den LehensherLZ Bild2 091114rn groß gewesen, so dass man sich keine Verdienstausfälle leisten konnte, wollte man nicht die Familie in Armut stürzen. Die Verbindung zur Kirche ist den Mitgliedern heute noch wichtig. Neben der Teilnahme an der Fronleichnamsprozession ist der jährliche Gedenkgottesdienst am Wochenende vor Pfingsten der Höhepunkt im Kalender. Dabei verlässt der Heilige Urban, Schutzpatron der Weinbauern, seinen Platz in der Sakristei in St. Margaret und bekommt einen Ehrenplatz am Altar. „Die Figur zierte einst eine Patronatsstange, und wir würden sie gerne so weit restaurieren, dass sie wieder ihre ursprüngliche Funktion erfüllen kann“, erwähnt der Vorsitzende ein weiteres Projekt. Neben den kirchlichen Feiertagen stand bei den Mitgliedern in den vergangenen Jahrzehnten vor allem das gesellige Miteinander im Vordergrund. Mit Hilfe des Schau- Weingarten möchte der Vorsitzende nun auch der historischen und praktischen Komponente mehr Gewicht verleihen. „Die Rolle des Weinanbaus in Landshut und im Landkreis soll stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, und wir möchten Hobbywinzern und Gartenfreunden die Möglichkeit bieten, sich auch praktisch mit der Rebe zu experimentieren“, fasst der Vorsitzende die neuen Ziele des Vereins zusammen. Mit Blick auf das fortgeschrittene Durchschnittsalter  vieler Mitglieder hofft Norbert Krieger über den Schau-Weinberg bei Jüngeren und Familien das Interesse für den Verein zu wecken. So könnte die Lage des Schau- Weingartens in der Nähe des von Familien stark frequentierten Hofbergspielplatzes ein Schritt in die Zukunft des Vereins sein.

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